10 Fragen an…  Inez Bjørg David

www.miwai.de

Wir möchten euch in 10 Fragen Menschen vorstellen, deren Lebensweg eng mit der Entscheidung, pflanzenbetont zu leben, verknüpft ist. Dieses Mal haben wir Schauspielerin Inez Bjørg David, bekannt z.B. aus dem Film „Das Wunder von Bern“, gelöchert.  Wir wollten ganz genau wissen, was sie in ihrem Garten hat und wofür sie morgens aufsteht. Sie hat uns verraten, was sie wirklich über Veganer denkt und warum sie neben zwei Kindern auch noch den Online-Shop miwai großzieht.

Was hast du heute Morgen gefrühstückt?

Ich habe Kaffee getrunken und die Kinder haben gefrühstückt. Also richtig gefrühstückt habe ich ehrlich gesagt heute Morgen nicht. Ich habe dann noch die Reste von den Kindern gegessen, aber ich muss gestehen, das mach ich schon lange nicht mehr. Dieses ausgiebige Frühstücken. Eher Mittagessen. Weißt du, man trinkt ja dann soviel Kaffee bzw. Cappuccino oder Latte Macchiato und das macht ja auch satt. Früher habe ich ganz gerne gefrühstückt, aber da habe ich auch noch keinen Kaffee getrunken (lacht). Oft ist das morgens so: ach erstmal nen Kaffee, erstmal rausgehen und dann merke ich plötzlich um 11, oh jetzt habe ich aber Hunger. Naja.

Was machst du beruflich?

Ja also ich drehe natürlich, klar. Da kommt jetzt im September in der ARD erstmal ein Zweiteiler, darauf freue ich mich sehr. Ich weiß noch nicht ob das eine Reihe wird, aber ich hoffe es. Es heißt „In der Familie“ von dem Regisseur Stefan Krohmer. Und das ist echt cool, weil es moderne Familien gut abzeichnet. Darauf freue ich mich am meisten dieses Jahr. Ansonsten habe ich noch meinen Shop für faire Kleidung, Home Accessoires und andere schöne Sachen (Anmerkung: www.miwai.com). In ein paar Tagen haben wir dort auch ganz tollen Tee und Kaffee (lacht) von Lebensbaum. Das bauen wir gerade alles aus Es sollte sich bis zum Ende des Jahres ziemlich viel umstellen. Ehm, ich überlege gerade. Ich glaube das ist es erstmal.

…und warum?

Ich bin in die Schauspielerei reingerutscht als ich Anfang 20 war. Als ich dann 30 war und meine zwei Kinder bekommen hatte, habe ich mich nach etwas gesehnt, dass etwas mehr Sinn hat, als diese, ich sag jetzt mal, Kurzlebigkeit der Schauspielerei. Denn natürlich kannst du auch Filme drehen, die in 40 Jahren noch geguckt werden. In der Regel ist es aber nicht das, was man dreht. Deutschland ist eine große Fernsehnation. Wir haben eine ganz große Medienwirtschaft. Ich glaube wir produzieren sogar mehr als Frankreich oder Italien und wir sind sehr weit vorne, direkt nach Hollywood. Und deshalb wird natürlich auch viel „Mist“ gedreht und das ist auch völlig in Ordnung. Aber das ist nun einmal nicht das, was mir in meinem Leben jetzt den wahnsinnigen Sinn gebracht hat. Zumal ich was machen wollte, was mit Natur und Menschen zu tun hatte.

Und da kam mir die Idee mit dem Online Shop (www.miwai.de), weil mir das selbst so gefehlt hat. Das heißt, ein Ort an dem man schöne Öko-Kleidung finden kann. Ich hatte zwar viele Ideen, aber das war es dann, was sich entwickelt hatte. Über den Shop habe ich dann wieder Spaß bekommen am Spielen. Denn ein großer Teil des Schauspielens ist einfach nur Spielen. Ich habe gelernt, dass es eben nicht so ernst ist und auch nicht immer so wichtig ist. Und man auch einfach hingehen kann und spielend, wie ein Kind, damit umgehen kann. Ich gehe nach einem Drehtag nach Hause und kann den Tag abhaken. Mit dem Shop ist das ein wenig anders. Das beschäftigt mich schon auch auf einer viel tieferen Ebene, weil es mein eigenes Ding mit viel Verantwortung ist. Aber beides bedingt sich. Diese ganze Bussi-Bussi-Gesellschaft ist mir manchmal zu viel. Inzwischen gehe ich auch auf viele Wirtschaftsveranstaltungen und da ist immer alles sehr ernst, sehr wichtig. Dann tut es wiederrum gut auch mal unter den ganzen High Heels und glitzernden Anzügen von Männern zu sein. Und nicht nur alle in Schwarz oder Grau zu sehen. Also das zusammen in Balance, das passt mir ganz gut.

Wie kamst du zur veganen Ernährung?

Das kam eigentlich über die sehr schlechte Ernährung am Set. Es ist sehr selten, dass man ein Catering hat, was richtig gut ist. Oft zu billig eingekauft und von schlechter Qualität. Oft, wenn ich einen ganzen Monat gedreht hatte, ging es mir danach richtig schlecht. Einige Leute, die Serien machen, bekommen richtig Magen-Darm-Probleme. Also die, die jeden Tag sind und jeden Tag dieses Essen essen. Das ist ja auch klar. Das ist unser Futter, das Benzin für den Motor. Und dann kriegt man da so ein Billigfraß.

Da merkte ich, dass ich mich auch privat damit auseinandersetzen muss. Ich bin auch so ein schneller Esser. Ich esse immer mal so zwischendurch und über den ganzen Tag verteilt. Ich habe mir gar nicht mehr die Zeit genommen zu reflektieren: hab ich jetzt genug von diesem oder jenem bzw. was koche ich jetzt. Da war es gut, dass ich so ein System hatte, was ziemlich viel „Schlechtes“ ausgrenzt, was nicht gesund ist und was mich auch zwingt vielfältig zu essen. Ich kann natürlich auch jeden Tag Nudeln essen, die sind vegan, aber gesund wäre das nicht. Darüber kam das. Gepaart mit dem Interesse für Öko-Mode, wo das Thema vegan auch wichtig ist.

Ich bin ja eigentlich für ein natürliches Leben. Wenn wir in Brandenburg sind und die Leute mit ihren Hühnern im Hof sehen, das finde ich völlig in Ordnung. Auch ganz ohne Hahn, sodass die Eier auch definitiv unbefruchtet sind. Der stört ja sowieso, wenn er immer kräht. Man tötet dabei kein Tier und die rennen da rum und gackern, das finde ich super. Im Einklang eben. Sobald alles für die Masse produziert wird, ist es nicht mehr im Einklang, das ist völlig unmöglich.

Lebst du selbst vegan oder vegetarisch?

Ich würde sagen, ich bin „sozial verträgliche Veganerin“. Das heißt, wenn ich irgendwo eingeladen bin, frage ich nicht so genau nach „Ist da jetzt Ei im Kuchen drin?“. Wenn ich selbst backe, ist er vegan, aber als Gast bin ich da etwas liberaler, auch wenn ich jetzt kein Ei an sich essen würde. Fleisch esse ich auch nicht, wenn ich eingeladen bin. Kommt auch etwas drauf an, wo man wohnt. Aufm Land hat man dann manchmal die Auswahl als Vegetarierin zwischen Bratkartoffeln mit Speck oder Salat mit Ziegenkäse. Da muss man dann eben gucken, was geht. Also alles was zu dogmatisch ist, macht für mich keinen Sinn.

Am Set geht es ganz gut, da kündige ich es an. Als Schauspieler ist das kein Problem. Das ist auch ganz interessant, weil dann schon viele die täglich am Set arbeiten, schauen und dann zugeben, sie würden ja auch gerne weniger Fleisch essen, sich aber nicht trauen das einzufordern. Schauspieler dürfen im Gegensatz dazu ja „schwierig“ sein, was natürlich sehr ungerecht ist gegenüber denen, die da jeden Tag essen. Dreimal am Tag. Es wird sogar bei mir schon gestöhnt. „Ja, hey, ich bin die mit dem veganen Essen“ und dann ernte ich Augenrollen. Aber ich hatte auch oft echt gute Caterer, für die das kein Problem ist. Wenn man gut kochen kann, merkt das eh keiner, dann essen das auch die Fleischesser. Dann sagen die „oh, die Sahnesoße habe ich aber gut vertragen“. Ja, war ja auch keine Sahne.

Dafür stehe ich morgens auf.

(Stille). Ja das ist ne gute Frage. Spontan hätte ich jetzt gesagt: die Kinder. Aber das fände ich jetzt bisschen zu schnulzig. Nein, aber, ich habe witzigerweise über die Kinder eigentlich wieder über den Sinn des Lebens nachgedacht. Ich erinnere mich, ich habe mich mit 15, 16, 17 viel mit Philosophie auseinandergesetzt und Religion und Spiritualität. Ich mache auch schon seit 20 Jahren Yoga und meditiere. Aber ich habe mir auch eine lange Zeit nicht mehr viel Gedanken gemacht. Man kommt dann oft in so einen Strudel, in so einen Konsumstrudel und dann steht man ja auf, um zu arbeiten und zu konsumieren. Jetzt über die Kinder merke ich wieder worum es wirklich im Leben geht. Was ist das für ein Antrieb in einem? Das Leben selbst.

Das geile an Kindern ist, auch wenn es manchmal extrem anstrengend ist und man gerne mal frei hätte, dass, wenn man das möchte, die Welt neu entdeckt über die Kinder. Möchte ich zwar auch nicht jeden Tag, denn es ist ja sehr anstrengend jeden Tag die Welt neu zu entdecken, alles neu in Frage zu stellen. Trotzdem. Die sind ja von sich aus extrem clever und entdecken Unstimmigkeiten. Als meine Tochter 3 war sagte sie, als ich sie ermahnte vorsichtig mit ihrem Spielzeug zu sein: „Ja, wenn es kaputt ist, kannste ja ein Neues kaufen.“ Und ich dann so: „Nee, wenn du jetzt unvorsichtig bist und es kaputt machst, kaufe ich dir kein Neues.“ Also irgendwoher haben die das ja. Irgendwo muss dieser Satz mal gefallen sein. Es scheint manchmal alles so egal. Und das finde ich schon irgendwie unheimlich. Aber das bringt mich selber sehr zum Nachdenken. Ich will sie ja davor bewahren so aufzuwachsen, dass sie denken: „Hauptsache der Kapitalismus kann überleben.“ Und dafür stehe ich schon auf. Nicht um dem Zuzugucken, sondern auch um sie vorzubereiten und selbst dabei etwas zu lernen.

Was hat sich durch die vegane Ernährung für dich verändert?

Vieles hat sich für mich umgestellt. Mir hat diese Achtsamkeit gut getan. Mich auseinanderzusetzen damit, was stecke ich eigentlich in mich rein. Da denkt man ja wahnsinnig wenig drüber nach, absurderweise. Im Moment sprießen ja überall Ersatzprodukte aus dem Boden. Wenn man sich diese vegetarische Wurst dann alternativ aufs Brot packt und man dann hinten auf der Verpackung liest, was da alles drin ist. Keine Ahnung, diese ganzen Zusatzstoffe, E-Nummern, Plastikanteile und alles, was dafür sorgt, das Produkt zusammenzuhalten oder wahnsinnig viele Aromen für den Geschmack und andere Stoffe, damit es  ansehnlich aussieht. Also vegetarisch heißt gar nicht, dass es gesund ist. Ich hab es auch körperlich gemerkt, dass ich fitter bin und nicht mehr so viel Süßes brauche. Dass die Verdauung besser funktioniert. Das hat sich eigentlich am meisten verändert.

Und die Kinder?

Die Kinder dürfen alles essen, was sie wollen. Das fand ich ganz wichtig. Die wissen schon ganz genau Bescheid, wer hier zu Hause was isst, was nicht. Ich wollte aber auf gar keinen Fall, dass es ein Thema in der Kita ist. Dass sie irgendetwas nicht dürfen oder anderes Essen bekommen. Man bekommt immer mit, wieviel Thema das ist und das kann später in der Pubertät auch problematisch werden. Ich denke als Mutter natürlich darüber nach, was jetzt gut oder gesund für meine Kinder ist. Ich weiß natürlich, dass Süßigkeiten oder zu viel Zucker beispielsweise nicht gut sind. Aber ich erinnere mich auch, dass Kinder, die in ihrer Kindheit gar kein Zucker essen durften, später einen sehr ungesunden Umgang damit bekommen haben und das komplett ins Gegenteil umgeschlagen ist. Die sind total durchgedreht. Es war ein Tabu. Bei mir zu Hause war es sehr locker, auch der Umgang mit Süßem und ich glaube gerade deshalb, dass ich einen so unkomplizierten Umgang mit Essen habe. Wir sind alle heute ganz locker, jeder isst wie er will und alle sind total entspannt.

Und das wünsche ich mir einfach für meine Kinder. Das nichts Tabu ist oder irgendwas stigmatisiert wird. Wenn die Kleine Wurst essen will (und sie isst viel mehr Fleisch als der Junge), dann soll sie das. Ich habe mich früher auch von Salami, Teewurst und Knacker ernährt. Das war mein Essen. Ich versuche natürlich immer mal einen Apfel zwischen zu schieben, aber wenn sie das essen will, verstehe ich das. Das habe ich ja früher auch gemocht jeden Tag. Die lieben schon Tiere, aber dem Kind jetzt ein schlechtes Gewissen einzureden, finde ich völlig daneben. Es gab auch eine Phase, da haben sie viel gefragt und da bin ich immer ehrlich. Ob das dem Tier wehgetan hat, was das für ein Tier ist und ob es sterben musste und so weiter. Und dann haben sie weitergegessen und ich finde das ok, wenn sie das tun. Wenn sie später selbst darauf kommen, freue ich mich. Ich bin ja selbst erst mit 17 Vegetarierin geworden.

Worin siehst du das größte Risiko der veganen Bewegung?

Risiko ist vielleicht das falsche Wort, aber was ich schwierig oder frustrierend oder traurig finde, ist, dass viele so ideologisch und elitär bei der Sache sind. Das muss scheinbar bei solchen Bewegungen so sein. Du brauchst, wenn so eine Bewegung entsteht, eine gewisse Durchbrechungskraft oder Durchsetzungskraft und das ist natürlich einfacher mit einer Brechstange als wenn du jetzt 20 Schlüssel ausprobierst und hoffst einer passt.

Ich finde es wird dadurch sehr exklusiv und ist nicht mehr sehr sozial. Ich finde es wichtig immer auch ins Gespräch zu gehen und zu akzeptieren und zu respektieren, dass andere Leute ein anderes Leben führen. Und man dann zu Diskussionen kommt, dass jemand, der sich vegan ernährt, dann auf einmal keine Wolle mehr tragen darf. Das Problem an der Bewegung ist dann, dass man, anstatt zusammen zu kommen und in eine Richtung zu gehen, die einen behaupten „wir gehen den richtigen Weg“ und andere in der Bewegung nicht.

Die Ursprünge der Bewegung kommen ja jetzt nicht aus der Hippie Bewegung sondern aus einer krassen Linken Szene. Dadurch hatte man natürlich etwas, mit dem man gegen einen, vorsichtig ausgedrückt, gemeinsamen Feind, vorgehen kann. Denn durch nichts anderes kommt man besser zusammen, als durch den äußeren Feind, besser als über den inneren Feind. Das sieht man ganz gut auch in Geschichtsbüchern. Nie geht es Nationen besser, als wenn es einen äußeren Feind gibt, sonst fangen sie an innen drin zu suchen, was ihnen hier und da fehlt. Und das ist oft das Problem bei solchen Bewegungen, denn die Menschen die so etwas anfangen, haben das Bedürfnis sich abzugrenzen, anders zu sein als andere und dadurch zusammen zu kommen. Wir haben hier dieses Bedürfnis „wir wollen ja was Gutes für die Welt und die Tiere“, aber dann hast du so viele Nebenläufer. Manche wollen einfach kämpfen, manche wollen die Chance für die Welt sehen (Welthunger beenden). Aber das war vor 5 Jahren noch gar kein Thema, das kam jetzt erst. Wenn du dich dann benennst, dann kommen die ganzen Pedanten und nörgeln hier und da an was rum und suchen Fehler. Und gucken ganz genau. Weil alle das Gefühl haben, sie wollen was Besseres sein.

Die Gefahr ist, dass man sich selbst von innen auffrisst. Es ist eigentlich immer aus den eigenen Reihen, dass dann Menschen kritisieren, wenn man nicht 100% perfekt ist. Jeder ist ja auch aus einem anderen Grund vegan. Und es ist eigentlich auch egal warum, ist doch einfach schön.

Das willst du allen vegan lebenden Menschen sagen

„Live and let live!“

… und allen nicht-vegan lebenden Menschen

„Live and let live!“

Dein Lieblingsobst und Lieblingsgemüse

Das wechselt enorm. Im Winter fuhr ich voll auf Fenchel ab. Jetzt warte ich schon sehnsüchtig darauf, dass meine 100 Erbsenpflanzen reif werden in meinem Garten. Ich gucke jeden Tag. Denn wenn die Deutschen eine Sache nicht verstanden haben, dann wie man Erbsen isst. In Dänemark gibt es diese dicken Markerbsen haufenweise, jetzt nicht diese kleinen Zuckererbsen. Ich meine diese dicken Erbsen, die kriegt man hier wenn man Glück hat eingeschweißt als 200 g Packung. In Dänemark im Sommer kaufst du kiloweise Erbsen und futterst die einfach so. Ich lebe schon seit 15 Jahren hier und bisher habe ich auch noch keinen getroffen, der mich da verstanden hat. Meine Freunde fragen dann „Ja wie, und die isst du einfach so oder knackst du die auf?“ Ich denk dann immer „Habt ihr alle einen Knall?“ Ich knack die auf und futtere die einfach so! Das ist das Leckerste was es gibt.

Das kommende Jahr widme ich besonders diesem Thema…

Die Vorgeschichte wäre, dass ich das letztes Jahr und die erste Hälfte dieses Jahres der Entspannung gewidmet habe. Die Kinder waren jetzt soweit, dass ich nicht mehr ständig mit ihnen sein musste. Jetzt steht für mich der Frühjahrsputz an. Revision. Auch bezogen auf den Shop und auf die Schauspielerei. Alles einmal überprüfen, das was nicht mehr passt, lassen und das, was gut läuft, behalten. Reparieren und optimieren, Vision nach vorne. Ob’s klappt ist dann was anderes.

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Foto: VeronikaNatter