Einheimische Heilpflanzen – ayurvedisch

Ayurveda Heilpflanzen

Dravyaguna

Dieser geheimnisvoll klingende Name bezeichnet die ayurvedische Pflanzenlehre und bedeutet „Wissen von den Substanzen und ihren Eigenschaften“. Den alten vedischen Lehren zufolge bestehen alle Pflanzen aus den fünf Elementen (oder Mahabutas) Erde, Wasser, Feuer, Luft und Äther- mit jeweils verschiedenen Anteilen.

Im Ayurveda wird eine Heilrezeptur immer ganzheitlich auf die Konstitution und aktuelle Verfassung des Patienten abgestimmt. Dabei werden nicht nur die Symptome einer Krankheit, sondern auch deren konstitutionsgeprägte Ursachen behandelt. Die Heilpflanze und ihre Dosis bzw. Verarbeitung werden entsprechend ihrer individuellen Konstitution und Eigenschaften ausgesucht.

Doshas der Pflanzen

So wie bei den Menschen, wird auch die Konstitution einer Pflanze durch die drei Doshas (Vata, Pitta, Kapha) und ihren Eigenschaften bestimmt.

Beispiele für Kapha- Pflanzen sind Basilikum und Borretsch. In ihrem Wachstum sind sie kräftig, üppig, dicht und haben eine starke Saftbildung. Der Geschmack hat ein intensives Aroma und die Wirkung ist oftmals eine regenerative, beruhigende und wachstumsfördernde.

Typische Pitta-Pflanzen sind Brennessel und Johanniskraut. Sie sind von mittlerer Stärke, wie auch ihre Saftbildung. Oft besitzen sie grelle Farben einschließlich der Blüten. Ihre Wirkung ist häufig giftig oder brennend, doch manchmal auch das genaue Gegenteil, nämlich entzündungshemmend und kühlend.

Vata-Pflanzen wie Spitzwegerich oder Baldrian sind eher dürr und saftarm. Meist werden nur wenige Blätter gebildet und als Baum ist die Rinde rissig und hat knorrige Verzweigungen. Die Wirkung ist meist eine beruhigende.

Interessant, dass die Heilpflanzen mit den jeweiligen vorherrschenden Doshas häufig genau die Probleme, welche aus einem Zuviel dieses Doshas stammen, ausgleichen können!

Beispiele einheimischer Heilpflanzen durch die ayurvedische Brille

Wer kennt sie nicht: Die beliebte Calendula officinalis, auch Ringelblume genannt, mit ihren freundlichen gelb-orangen Blüten? Die Pitta- Pflanze hat einen bitteren, zusammenziehenden Geschmack (Rasa), wirkt kühlend und hat als Eigenschaften (Gunas) schwer und ölig.

Im Ayurveda findet die Ringelblume wegen ihren starken Bitterstoffen und ihrem kühlenden Effekt Verwendung bei Pitta-Beschwerden: Sie hilft bei Hautproblemen wie Dermatitis, Akne oder auch Pilzinfektionen. Außerdem wird sie bei Entzündungen im Magen-Darm-Trakt empfohlen.

Die erdenden Eigenschaften der Schwere und Ölung haben einen positiven Einfluss bei nervösen Vata-Zuständen: Erschöpfung und Störungen des Nervensystems werden ausgeglichen.

Für Kapha- Beschwerden bringt die Ringelblume keine spezifischen Indikationen mit, bewirkt aber durch die Ausgeglichenheit von Geschmack und Eigenschaften auch keine Erhöhung von Kapha.

Ringelblumen verleihen jedem Salat gesunden Pepp und die essbaren Blüten sind dabei echte Hingucker! und Esthetik! Die Blütenblätter lassen sich zudem zu einer wunderbar zarten Hautcreme verarbeiten (siehe Rezept).

Der Löwenzahn, besonders beliebt in Entgiftungs-Kuren. Nicht umsonst: Die Pitta- Pflanze mit bitterem und scharfem Geschmack und trockenen, leichten Eigenschaften ist perfekt geeignet, um die frühlingstypische Kapha-Schwere durch Anregung des Stoffwechsels zu vertreiben. Auch verbrennt der Löwenzahn Toxine („Ama“), welche durch eine träge Verdauung entstehen. Dank der vielen Bitterstoffe hilft der Löwenzahn einerseits bei Kapha-Beschwerden wie Ödemen, Lymphstauungen und Zysten.

Doch genauso hilft er bei Pitta-Problemen wie Entzündungsprozessen und Fieber. Zudem reinigt er Leber und Galle, beides „Sitze“ von Pitta. Nicht eingenommen werden sollte er bei Verschluss des Darmes oder der Gallenwege. Bei erhöhtem Verzehr kann Löwenzahn zudem zu einer ungewünschten Erhöhung des Vata-Doshas und somit zu Problemen wie Verstopfung führen. Er macht sich super im Salat, in grünen Smoothies oder als Pesto!

Als Drittes möchte ich euch die Kapha-Pflanze Beinwell vorstellen. Ihr Rasa ist süß und zusammenziehend und die Gunas sind schleimig, trocken, erdig. Vielen wahrscheinlich kein Begriff, ist diese Pflanze ein wahrer Schatz: Schon lange wird diese Heilpflanze geschätzt für Anwendungen bei den unterschiedlichsten Verletzungen des Bewegungsapparats. Der  römische Arzt Dioskurides lobte bereits im 1. Jahrhundert n. Chr. die wundheilende, wundreinigende, abschwellende und knochenheilende Wirkung. Die moderne Wissenschaft bestätigt diese Beobachtungen: Mit seinem hohen Allantoin-Anteil kann der Beinwell Wundsekrete auflösen und Eiter verflüssigen, sowie die Bildung von Bindegewebe anregen. Die ebenfalls im Beinwell enthaltene Kieselsäure hilft Gewebe zu formen und zu festigen. Auch fördert sie das Wachstum von Haaren, Haut und Nägeln.

Dies sind alles Eigenschaften des Kapha-Doshas, welches für die Stabilität und Grundstruktur der Materie verantwortlich ist. So wird auch in der Ayurveda-Medizin Beinwellöl und -paste zur Behandlung von Beschwerden des Bewegungsapparates, wie Verletzungen, Gischt und Rheuma, eingesetzt. Wegen der starken Heilkräfte sollte Beinwell nur mit Bedacht eingesetzt und nicht bei offenen Wunden sowie Schwangerschafts- und Stillzeit verwendet werden.

Rezept: Schnelle Ringelblumensalbe

Diese Salbe ist ein wahrer Schatz für die Hautpflege und Wundheilung!

Zutaten:

  • 250 g Kokosfett
  • 200 g Ringelblumenblütenblätter

1. Das Kokosfett zusammen mit den Ringelblumenblütenblättern in einen Topf geben. Bei niedriger Hitze das Fett zum Schmelzen bringen, 15 Minuten köcheln lassen. Dabei sollte das Fett keinesfalls bräunen oder die Blüten frittiert werden.

2. Das Blütenfett abkühlen lassen und den Vorgang anschließend wiederholen.

3. Jetzt die Masse durch ein Küchentuch gießen und in einem Glas an einem kühlen Platz aufbewahren.